Public Domain Day 2021
Auch am 1. Januar 2021, dem „Public Domain Day“, gingen wieder zahlreiche Werke von Autoren in die Gemeinfreiheit über, da nach Ablauf der Regelschutzfrist – 70 Jahre nach dem Tod des jeweiligen Autors – der Schutz des Urheberrechts erloschen ist. Ab diesem Jahr zählen die Werke von Heinrich Mann, George Orwell (in der englischsprachigen Originalfassung) und vieler anderer dazu.
Die Piratenpartei entstand Anfang des 21. Jahrhunderts aus der schwedischen Anti-Copyright-Organisation Piratbyrån heraus, die sich für einen freien Austausch von Kulturgütern und Informationen einsetzte; ihr Name wurde in Anlehnung an die öffentliche Darstellung derer, die die Wahrnehmung des Rechts auf Privatkopie als „Piraterie“ bezeichnen, gewählt. Von Anfang an engagierte sich die Piratenpartei für eine Reform des Urheberrechts, welches auf das digitale Zeitalter nicht vorbereitet war und ist, etwa mittels der Forderung nach einer Kulturflatrate.
Der Übergang in die Gemeinfreiheit ermöglicht Zugang zu den Werken, die in unseren Augen von besonderer Wichtigkeit sind. Deshalb möchten wir in diesem Beitrag gerne auf zwei Werke von George Orwell verweisen, die zwar vor mehr als 70 Jahren veröffentlicht wurden, jedoch aktuell erschreckende Bezüge zur Gegenwart aufweisen.
Animal Farm (1945)
Die berühmte Fabel mit dem Resümee: Alle Tiere sind gleich, aber manche Tiere sind gleicher. Es handelt sich um eine politische Satire über die Revolution, die ihre eigenen Kinder frisst. Orwell zeigt sich pessimistisch über die Verheißung der Revolution, dass sich mit ihr die gesellschaftlichen Machtverhältnisse ändern und dass die Knechtschaft aufhört. Zwar gelangt die Macht in andere Hände, die Unterdrückung der Bevölkerung jedoch bleibt. Parallelen zur kommunistischen Revolution in Russland sind zwar nicht zufällig, aber Orwell gelingt es, eine generelle Abrechnung mit dem Machtstreben aller totalitären Ideologien zu zeichnen. Mit der Machtübernahme zweier revolutionärer Schweine über alle Tiere der englischen Farm, werden auch neue Sprachregeln aufgestellt, wie etwa, dass Zweibeiner böse sind. Alles geschieht angeblich zum Guten der tierischen Farmbewohner. Schließlich werden die eigenen, revolutionären Regeln über Bord geworfen. Das Schwein Napoleon übernimmt die Alleinherrschaft und wird hierbei von scharfen Hunden unterstützt. Das Verhalten Napoleons gleicht immer mehr dem des ehemaligen, diktatorischen Bauern, und am Schluss geht er sogar aufrecht.
Hier findet sich eine gemeinfreie Version des Buchs Animal Farm
1984 (1948)
„1984“ ist die beklemmende Vision eines totalen Überwachungsstaates, wie man ihn sich in seinen schlimmsten Albträumen nicht vorstellen möchte. Im Jahre 1949 veröffentlicht, greift der Text Motive aus dem deutschen Nationalsozialismus auf. Bezogen auf unsere Gegenwart, zu Beginn der Zwanziger Jahre des 21. Jahrhunderts, stellt sich die Frage, ob Orwell hellseherische Fähigkeiten bescheinigt werden sollten. Denn durch Digitalisierung und Künstliche Intelligenz, scheint nicht nur die Überwachung unserer Bewegungen, sondern vielmehr die Überwachung unserer Gedanken möglich. So geschieht es auch in der Handlung des Romans, alle Aussagen werden aufgezeichnet. Die immer weiter vorangetriebene Vorratsdatenspeicherung unserer Tage hat Orwell in diesem Thriller quasi vorweggenommen. Nicht ganz unbekannt erscheint auch die Umdeutung von Begriffen in ihr Gegenteil. So bedeutet Krieg gleich Frieden, und mit „Doppeldenk“ wird eine Regel eingeführt, nach der eine Aussage richtig ist, wenn sie vom System vorgegeben ist, auch wenn sie jeglicher Logik widerspricht. Die neue Wahrheit muss also nicht nur gesagt, sondern auch gedacht werden. Der Protagonist Winston Smith arbeitet im „Wahrheitsministerium“, und er ist sprichwörtlich ein gläserner Bürger, wie alle anderen Personen in diesem Überwachungsstaat auch. Allerdings entscheidet er sich für den Widerstand und den Kampf gegen das verhasste Regime.
Hier findet sich eine gemeinfreie Version des Buchs 1984
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